Das Studierendenwerk Münster vermietet insgesamt 5.363 Wohnplätze.

Bis zum maßgeblichen Eingabeschluss wurden abschließend 2.572 (Vorjahr 3.489) Erstanträge und 5.661 Wiederholungsanträge (Vorjahr 6.802) bearbeitet und beschieden.

Wohnungsmarkt für Studierende bleibt angespannt

Christiane Herding in der Eingangstür der Bismarckallee 47.

Christiane Herding berichtet von ihren Erfahrungen im Fachbereich Studentisches Wohnen

Auch im Jahr 2023 haben Studierende Probleme, eine bezahlbare Unterkunft in Münster zu finden. Die Wohnanlagen des Studierendenwerks sind häufig die ersten Anlaufstellen, doch viele Wohneinheiten sind belegt und haben lange Wartezeiten. Christiane Herding, Sachbearbeiterin im Bereich Wohnen aus dem Studierendenwerk Münster, schildert im Interview ihre Erfahrungen rund um die Herausforderungen bei der Wohnungssuche.

Der Wohnungsmarkt in Münster ist in den letzten Jahren sehr angespannt gewesen. Wie hat sich die Lage für Studierende hier entwickelt?

Deutlich ausgedrückt: Schlimm. Die Auswirkungen von Corona sind immer noch ein Problem. Es gibt Fachbereiche, in denen die Regelstudienzeiten um ein, zwei Semester hoch gesetzt wurden. Das bedeutet natürlich, dass Studierende, die bereits einen Wohnraumplatz haben, dort länger bleiben. In unseren Richtlinien steht, man darf acht Semester plus zwei Examenssemester dort wohnen – das ist momentan nicht durchführbar. Weitere Punkte sind die Energiekrise, die viele Studierende veranlasst, noch bei uns wohnen zu bleiben. In den meisten Wohnanlagen zahlen sie eine Warmmiete und haben da nicht das böse Erwachen, weil der Vermieter plötzlich die Miete erhöht. Und natürlich auch durch die Kriege in der ganzen Welt. Wir haben viele geflüchtete Studierende dazu bekommen, die auch bezahlbaren Wohnraum suchen, wodurch das Angebot abermals kleiner wird. Dann noch die Studierenden, die zum WS 2023/24 durch einen Vergabefehler bei den Studienplätzen zusätzlich an der Universität Münster dazu gekommen sind. Der Wohnungsmarkt in Münster ist so angespannt wie nie zuvor und die Studierenden merken das aufgrund ihres begrenzten Budget ganz besonders.

Sie sind ja eine der ersten Ansprechpartnerinnen für die Studierenden. Wie reagieren Sie auf diese Situation?

Man merkt, die Studierenden haben mehr Druck zeitnah Wohnraum zu finden. Gleichzeitig haben wir bei fast allen Wohnanlagen auch eine Wartezeit von einem Jahr. Das haben wir so vor Corona und der Energiekrise noch nie gehabt. Für die Wohnanlagen im Horstmarer Landweg und Stadtlohnweg habe ich noch Studierende auf der Warteliste von Ende 2022. Es ist natürlich nicht schön, wenn man verzweifelte Studierenden am Telefon hat und ich ihnen sagen muss, dass ich ihnen aktuell nicht weiterhelfen kann. Besonders schwierig ist das bei internationalen Studierenden, die ohne Familie und Freunde hier sind und nicht wissen, wo sie unterkommen können. Eine bevorzugte Vermietung haben wir lediglich bei Studierenden mit Schwerbehinderung, Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern oder natürlich Familien mit Kindern. Aber auch hier gilt: Es muss überhaupt erstmal eine passende Bleibe frei sein.

Wenn nichts frei ist, bleibt ja häufig noch die Möglichkeit der Notunterkunft. Wie relevant ist diese?

Die Notunterkünfte sind gut besucht und werden vor allem von internationalen Studierenden häufig genutzt. Früher hatten wir die Notunterkunft lediglich zum Start des Wintersemesters geöffnet, mittlerweile wird sie ganzjährig genutzt. Die Nachfrage ist einfach da. Teilweise bleiben die Studierende mehrere Monate, weil wir sie nicht umquartieren können. Leider informieren sich oft viele Studierende nicht ausreichend über den Wohnungsmarkt oder erkennen nicht, dass die Bewerbung auf einen unserer Plätze unverbindlich und keine Zusicherung auf einen Wohnraumplatz ist.

Neben den Notunterkünften: Wie versucht das Studierendenwerk Münster die Studierenden zu unterstützen?

Derzeit plant das Studierendenwerk eine weitere Unterkunft als Verdichtung auf dem Parkplatz der Wohnanlage am Gescherweg 72-84. Aber das wird natürlich noch dauern, bis das Objekt bezugsbereit ist. Wir halten ansonsten in Zusammenarbeit mit der Stadt immer Ausschau nach neuen geeigneten Immobilien in Münster. Es ist sehr schwierig, ein passendes Objekt zu finden, das von der Lage und den Konditionen her passt. Eine Wohnung, die am Ende über 500 Euro pro Monat kostet, können sich die Studierenden nicht leisten.

Was ist Ihr Tipp, um eine bezahlbare Bleibe in Münster zu finden?

Sich frühzeitig bei uns zu bewerben! Beim Hochschultag sage ich den Schülerinnen und Schülern immer: „Auch, wenn ihr erst in ein, oder zwei Jahren Abitur macht, bewerbt euch schon jetzt unverbindlich.” Außerdem warne ich vor falschen Wohnungsanzeigen im Internet. Manche Betrügerinnen und Betrüger benutzen sogar Bilder von unseren Wohnanlagen. Also, immer Vorsicht bei Anzeigen aus dem Internet!

Kostenpflichtige
Parkraumbewirtschaftung
eingeführt

Das Foto zeigt ein Schild vom Anbieter Avantpark, im Hintergrund sieht man den Eingang der Wohnanlage Gescherweg 72.

Fast alle Wohnanlagen des Studierendenwerks verfügen über zugehörige Parkflächen. Diese standen bisher bis auf wenige Ausnahmen allen Mieterinnen und Mietern kostenfrei zur Verfügung. Im November 2023 wurde nach Beschluss des Verwaltungsrates eine kostenpflichtige Parkraumbewirtschaftung eingeführt. Der zunehmende finanzielle Druck, dem das Studierendenwerk im Spannungsfeld zwischen sozialem Auftrag und der Notwendigkeit, unternehmerisch am Markt agieren zu müssen, ausgesetzt ist, hat sich wegen Krieg, Inflation usw. zunehmend erhöht. Da die Landeszuschüsse weiterhin stagnieren, ist das Studierendenwerk mehr und mehr gezwungen, neue Finanzierungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Da die Bewirtschaftung der bisher kostenfrei vorgehaltenen Parkflächen Geld kostet, war die Grundidee der Änderung, nur diejenigen finanziell zu belasten, welche die Parkflächen auch tatsächlich nutzen. Zuvor waren die Parkflächen von allen Studierenden über den Sozialbeitrag mitfinanziert worden. Weitere Gründe waren dem Missbrauch durch Dritte (Anwohnerinnen und Anwohnern, Berufstätige usw.) vorzubeugen sowie die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs.

Bei der Überwachung und Bewirtschaftung der Flächen wurde eine – natürlich datenschutzkonforme – automatisierte und kameragestützte Technik durch einen erfahrenen externen Dienstleister eingesetzt. Dies gestaltet sich günstiger und professioneller als eine Überwachung durch unsere Beschäftigten. Die Buchung eines Stellplatzes ist online möglich. Nach einigen Startschwierigkeiten läuft die Bewirtschaftung jetzt ohne Probleme und wird gut angenommen.

Neue Boxen vor Wohnanlagen
schützen Räder vor Diebstahl

Die neuen schwarz-weißen Fahrradboxen. Dahinter sind rote Wohngebäude zu sehen.

Jede sechste Straftat in Münster ist ein Fahrraddiebstahl. Um dies zu verhindern und um gleichzeitig die Drahtesel vor Wind und Wetter zu schützen, hat das Studierendenwerk mit tatkräftiger Unterstützung von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Gebäudemanagement mehrere Fahrradboxen vor den Wohnanlagen Boeselagerstraße (69-75) und Busso- Peus-Straße (18-20) errichtet, die in der Vergangenheit sehr gut angenommen wurden. 2023 bekamen auch die Wohnanlagen am Gescherweg 78, Rudolf-Harbig- Weg 46, Stadtlohnweg 11, Horstmarer Landweg 258 und Boeselagerstraße 75a neue Fahrradboxen. Insgesamt verfügt das Studierendenwerk nun über 172 Fahrradboxen, die von den Studierenden für 10 Euro pro Monat gemietet werden können.

Zahlen & Fakten